Die Vielfalt unserer Gehirne anerkennen und fördern
Ich bin nicht der Meinung, dass jede Besonderheit einen Namen oder eine „Schublade“ braucht. Dennoch ist es wichtig, die Neurodiversitätsbewegung zu unterstützen, da sie darauf abzielt, Menschen mit einem „bunteren Gehirn“, die nicht der Mehrheit entsprechen, die Möglichkeit zu geben, in Schule und Beruf ihre Bedürfnisse zu erfüllen und ihren Alltag erfolgreich zu meistern.
Die Neurodiversitätsbewegung strebt an, neurodivergente Menschen in ihrer Einzigartigkeit zu unterstützen, anstatt sie zu pathologisieren. Sie erkennt an, dass neurologische Unterschiede ebenso natürlich sind wie Unterschiede in Geschlecht, Hautfarbe oder Körpergröße. Indem wir diese Vielfalt akzeptieren und fördern, können wir eine inklusivere Gesellschaft schaffen, in der jeder Mensch, unabhängig von seiner neurologischen Beschaffenheit, sein volles Potenzial entfalten kann.
Was ist Neurodiversität?
Der Begriff Neurodiversität setzt sich aus „Neuro“, was sich auf das Gehirn und seine Nerven bezieht, und „Diversität“, was Vielfalt bedeutet, zusammen. Er beschreibt die enorme Bandbreite, wie neurokognitive Funktionen im Menschen ablaufen können. Obwohl alle Gehirne in ihrer Struktur ähnlich sind, funktioniert doch jedes einzelne anders. Neurodiversität betrachtet diese Unterschiede als natürliche menschliche Dispositionen und nicht als Abweichungen, die „korrigiert“ werden müssen.
ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung)
Angststörungen
Autismus
Bipolare
Borderline-Persönlichkeitsstörung
Chronische Krankheiten wie chronische Schmerzen und bestimmte Krankheiten (wie Endometriose)
Dyskalkulie (Schwierigkeiten, Rechnen zu lernen oder zu verstehen)
Legasthenie (Schwierigkeiten beim Lesen)
Dyspraxie (Koordinations- und Entwicklungsstörung)
Hochsensensivität (einschließlich Reaktionen auf Chemikalien oder elektromagnetische Felder)
Lern- und Entwicklungsstörungen
Tourette-Syndrom und Tics
Trauma und soziale Ausgrenzung
Zwangsstörungen
Wie unterscheiden sich neurotypische und neurodivergente Menschen?
Als neurotypisch können Menschen verstanden werden, die in der Lage sind, schulische, berufliche, gesellschaftliche und soziale Anforderungen mit den der Allgemeinheit zur Verfügung stehenden Mitteln, in einer ähnlichen Art und Weise, in ähnlicher Zeit und mit ähnlichem energetischen Aufwand zu bewältigen wie der größte Teil der Mitmenschen.
Für neurodivergente Personen ist es allerdings manchmal unmöglich, Dinge so zu tun, "wie man es sollte" oder "wie es alle anderen machen". Scheinbar gewöhnliche Anforderungen des täglichen Lebens können erhebliche Herausforderungen für sie bedeuten:
Sie benötigen alternative Strategien und Methoden, um diesen gerecht zu werden. Mit anderen Worten, sie müssen spezielle, manchmal umständlich wirkende Wege nutzen, um das gleiche Ziel zu erreichen.
Sie benötigen unter Umständen Hilfsmittel, um sich vor Reizüberflutungen (z.B. Kopfhörer) zu schützen.
Sie benötigen oftmals regelmäßiger Ruhe und Abstand, um ihr Nervensystem wieder zu beruhigen.
Sie benötigen ggf. eine besondere Art der Informationsdarbietung, um z.B. Lern- und Verständnis-Erfolge zu erzielen.
Und vieles mehr.
Faktoren, die eine Rolle spielen
Drei der wichtigsten Faktoren bei der Neurodiversität sind:
1. Unterschiede in der Wahrnehmung
Wie intensiv werden Sinneseindrücke / äußere Reize wahrgenommen: Manche Menschen empfinden bestimmte Geräusche und Töne als unerträglich und schmerzhaft. Auch Licht, Helligkeit und Farben können unterschiedlich intensiv empfunden werden.
Wie Sinneseindrücke / äußere Reize gefiltert, sortiert und verarbeitet werden: Die Art und Weise, wie ein Gehirn Reize aufnimmt und verarbeitet, bestimmt grundlegend, wie ein Mensch reagiert. Menschen mit einem schwachen Wahrnehmungsfilter können einzelne Reize nicht ausblenden. Manche haben Schwierigkeiten, visuelle und akustische Informationen gleichzeitig zu verarbeiten, oder zwischen ähnlichen Klängen zu unterscheiden und Sprache über Hintergrundgeräusche hinweg zu verstehen.
2. Unterschiede im neurochemischen Stoffwechsel
Zum Beispiel die Abbaugeschwindigkeit von Neurotransmittern: Bei ADHS wird der Neurotransmitter Dopamin zu schnell abgebaut, was eine wichtige Rolle spielt.
3. Unterschiede der neuronalen Verknüpfungen
Wie Wissen aufgenommen wird: Sprachliche Konzepte wie Lesen und Rechtschreibung oder numerische, mathematische Konzepte werden unterschiedlich gut oder schlecht verarbeitet.
Wie Wissen abgerufen wird: Strukturiert oder assoziativ – sagst Du alles, was Dir einfällt, oder nur das, was gerade zur Situation passt?
Wie Sinneseindrücke verknüpft werden: Bei der Synästhesie werden zum Beispiel Farben gehört oder Töne gesehen.
Neurodiversität im Büro – Klarheit und Begrenzung
Die heutige Arbeitswelt sucht besonders nach neurotypischen Menschen mit einem Fokus auf extravertierte Menschen, die „laut“ sind und Eigenschaften wie „durchsetzungsfähig“ und „aufgeschlossen“ aufweisen. Für viele Neurodiverse, unter anderem auch Introvertierte, deren Beiträge und Ideen weniger Anerkennung finden, ist das ein Problem. Dabei können sie oftmals besser zuhören, treffen Entscheidungen auf der Grundlage von mehr Informationen und fördern Kooperation statt „survival of the loudest“.
Wenn die Unternehmenskultur nur auf Neurotypische ausgerichtet ist, gehen wichtige Ideen und Perspektiven verloren. Es braucht vielfältigere Angebote für unterschiedliche Persönlichkeitstypen, damit die Arbeit aller sichtbar wird und in ihren Inhalten anstatt in ihrer Lautstärke beurteilt werden kann. Davon profitieren alle, denn durch die höhere kollektive Intelligenz können gemischte Teams effektiver und produktiver arbeiten.
Bürogestaltung für produktive Arbeit
Doch wie kann das Büro optimal gestaltet werden, um produktive Arbeit zu ermöglichen? Es gibt viele Stellschrauben, um die Büroräume angemessen zu gestalten – übrigens nicht nur für neurodiverse Mitarbeitende. Wichtig sind beispielsweise:
Ergonomische Arbeitsplatzeinrichtung: Höhenverstellbare Schreibtische, Arbeitspulte oder sogar Bürotische mit Laufband, die auch im Homeoffice genutzt werden können, was allen Neurodiversen als Safe Space besonders wichtig ist.
Dimmbares Licht: Anpassbare Lichtquellen und Zugang zu natürlichem Licht, Arbeit mit Sichtschutz oder Pflanzen zwischen den Tischen.
Angenehme Akustik: Reiz- und geräuscharme Büros mit Zugang zu Noise-Cancelling-Kopfhörern oder Sound-Oasen.
Klares Bewegungsleitsystem: Beispielsweise farbliche Kennzeichnung von Hauptausgängen oder deutliche Beschilderung in Gebäuden, das reduziert Stress und den Aufwand bei kognitiven Prozessen.
Gute Luftqualität: Luftfiltersysteme fördern nicht nur die Sauerstoffaufnahme im Gehirn, sondern helfen auch bei Allergien (Achtung: mit Raumduft sparsam umgehen und gegebenenfalls austesten).
Raumaufteilung und Zoning: Ausgewiesene Ruhezonen (Klangoasen, Massage-Sessel oder Liegemöglichkeiten) oder abgeschirmte Safe Spaces zum Telefonieren wechseln sich ab mit Community-Bereichen oder Kreativzonen zum Austauschen.
Durch eine bewusste Gestaltung der Arbeitsumgebung und eine wertschätzende Unternehmenskultur können wir sicherstellen, dass neurodiverse Mitarbeitende ihr volles Potenzial entfalten und so einen wertvollen Beitrag zum Erfolg des Unternehmens leisten können.
Naturverbindung
Unterstützung für neurodiverse Menschen
Die Natur bietet eine Fülle von Ressourcen, die neurodiverse Menschen unterstützen können. Heilpflanzen, Bachblüten, ätherische Öle, Urtinkturen und Aktivitäten in der Natur sind nur einige Möglichkeiten, die helfen können, das Wohlbefinden zu steigern. Hier sind einige Impulse und Empfehlungen:
Heilpflanzen
Lavendel: Beruhigt das Nervensystem, fördert Entspannung und hilft bei Schlafproblemen.
Johanniskraut: Kann stimmungsaufhellend wirken und leichte Depressionen lindern.
Kamille: Beruhigend und entzündungshemmend, gut bei innerer Unruhe und Magenbeschwerden.
Passionsblume: Hilft bei Angstzuständen und Schlaflosigkeit.
Ginkgo: Fördert die Durchblutung und kann die kognitive Funktion unterstützen.
Bachblüten
Rescue: Eine Mischung zur sofortigen Stressreduktion und emotionalen Stabilisierung.
Aspen: Bei unbestimmten Ängsten und Unsicherheiten.
Impatiens: Für Ungeduldige, die zur Reizbarkeit neigen.
White Chestnut: Hilft bei übermäßigem Grübeln und negativen Gedankenkreisen.
Mimulus: Unterstützt bei konkreten Ängsten und Sorgen.
Ätherische Öle
Lavendelöl: Fördert Entspannung und Schlaf, reduziert Angst.
Rosmarinöl: Belebt den Geist und unterstützt die Konzentration.
Zitronenöl: Erfrischt und hebt die Stimmung.
Pfefferminzöl: Klärt den Kopf und fördert die geistige Wachheit.
Kamillenöl: Beruhigt und lindert Stress.
Meditation im Freien
Achtsamkeitsmeditation: Durch das Sitzen an einem ruhigen Ort und die Konzentration auf die Geräusche, Gerüche und die Umgebung können neurodiverse Menschen ihren Geist beruhigen und ihre Sinne schärfen, was besonders bei sensorischen Überlastungen hilfreich ist.
Geführte Meditation: Die Nutzung von Apps oder Aufnahmen zur geführten Meditation im Freien kann helfen, innere Ruhe und Ausgeglichenheit zu finden.
Naturbeobachtung
Sternenbeobachtung: Das Betrachten des Nachthimmels kann neurodiversen Menschen ein Gefühl der Weite und Ruhe vermitteln, was besonders bei Angstzuständen und Stress hilfreich sein kann.
Wildtierbeobachtung: Die Geduld und Achtsamkeit, die bei der Beobachtung von Tieren erforderlich sind, können helfen, den Fokus zu schärfen und eine beruhigende Wirkung haben.
Kreative Aktivitäten
Naturfotografie: Das Fotografieren in der Natur fördert die Konzentration auf Details und kann als therapeutische Aktivität dienen, um den Geist zu beruhigen und kreative Ausdrucksformen zu fördern.
Land Art: Das Gestalten von Kunstwerken aus natürlichen Materialien kann neurodiverse Menschen dabei unterstützen, ihre kreative Seite auszuleben und eine tiefe Verbindung zur Umgebung zu schaffen.
Bewegung und Körperbewusstsein
Barfußwandern: Diese Praxis stärkt die Verbindung zur Erde und erhöht das Körperbewusstsein, was besonders bei sensorischen Integrationsproblemen hilfreich sein kann.
Qigong oder Tai Chi: Die langsamen, fließenden Bewegungen dieser Übungen können helfen, die Energieflüsse im Körper zu harmonisieren und ein Gefühl von innerer Ruhe zu fördern.
Wasseraktivitäten
Schwimmen in natürlichen Gewässern: Ein Bad im See, Fluss oder Meer kann neurodiverse Menschen erfrischen und ein Gefühl der Freiheit vermitteln, das besonders bei Reizüberflutung hilfreich ist.
Paddeln oder Kanufahren: Diese sanfte Aktivität auf dem Wasser fördert die Entspannung und bietet eine ruhige, meditative Umgebung.
Naturerkundungen
Höhlenwanderungen: Das Erforschen von Höhlen bietet eine ruhige und dunkle Umgebung, die neurodiverse Menschen als beruhigend empfinden können.
Kräuterwanderungen: Das Lernen über heilende und essbare Pflanzen kann das Wissen über die Natur erweitern und das Vertrauen in natürliche Ressourcen stärken.
Erdverbundenheit
Gartenarbeit und Permakultur: Das Gestalten eines Gartens im Einklang mit der Natur kann neurodiversen Menschen helfen, die Interaktionen zwischen Pflanzen und Tieren zu verstehen und eine beruhigende Routine zu entwickeln.
Bäume umarmen: Diese einfache Praxis kann ein tiefes Gefühl der Verbundenheit zur Natur hervorrufen und helfen, sensorische Überlastungen abzubauen.
Reflexion und Selbstfindung
Naturtagebuch führen: Das Aufschreiben von Gedanken, Beobachtungen und Gefühlen in der Natur kann neurodiversen Menschen helfen, innere Klarheit zu gewinnen und ihre Erlebnisse besser zu verarbeiten.
Pilgerreisen und spirituelle Wanderungen: Solche Reisen können tiefgreifende Einsichten und persönliche Transformationen ermöglichen, was besonders bei der Suche nach innerer Ruhe und Balance hilfreich sein kann.
Gemeinschaftliche Aktivitäten
Naturgruppen und Retreats: Die Teilnahme an geführten Naturretreats oder Gruppenaktivitäten kann neurodiversen Menschen ermöglichen, soziale Verbindungen zu knüpfen und Unterstützung zu finden.
Naturbildungsprogramme: Workshops und Programme, die Wissen über die Natur und nachhaltige Praktiken vermitteln, können neurodiverse Menschen dabei unterstützen, ein tieferes Verständnis und eine stärkere Verbindung zur Natur zu entwickeln.
Durch die bewusste Nutzung dieser natürlichen Ressourcen und Aktivitäten können neurodiverse Menschen ihre individuelle Balance finden und ihr Wohlbefinden steigern. Die Natur bietet zahlreiche Möglichkeiten zur Unterstützung und kann ein wertvoller Bestandteil eines ganzheitlichen Ansatzes zur Förderung der Gesundheit und des Glücks sein.
Innere Arbeit
Der Seelengarten ist ein einzigartiger innerer Raum, den Du durch gezielte Übungen, Achtsamkeit und tiefe Naturverbindung erschaffen und pflegen kannst. Es ist ein Ort der Ruhe und des Wachstums in Deinem Inneren, wo Du Deine verborgenen Kräfte, Weisheit und kreative Energie entdecken kannst. Tauche tief in die Natur ein und entdecke die heilende Kraft, die sie Dir bietet.
Das 40-Tage-Programm „Seelengarten“ begleitet Dich auf dieser Reise, indem es Dir hilft, diesen inneren Garten zu gestalten, zu pflegen und zu erweitern, sodass Du Dein volles Potenzial entfalten kannst.
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